In diesem Abschnitt soll bewiesen werden, dass sich jedes Polygon triangulieren lässt und nur 3 Farben benötigt werden, um den zu gehörenden Triangulationsgraphen einzufärben. Einfärben bedeutet, Knoten des Triangulationsgraphs mit Farben zu beschriften. Die Knoten entsprechen den Eckpunkten des Polygons.
Beide Beweise bauen auf dem so genannten Zwei-Ohren-Theorem (engl.: two-ear-theorem) von G. Meister auf, das zunächst vorgestellt wird. Dazu ist eine Definition des Begriffs Ohr in diesem Zusammenhang notwendig. Ein Polygon hat ein Ohr am Eckpunkt , falls das Dreieck geformt aus und den benachbarten Eckpunkten vollständig in liegt. Abbildung A.2 verdeutlicht die Definition.
Beweis:Der Beweis ist eine Induktion über die Eckpunkte von .
Für den Induktionsanfang gilt die Aussage: Ein Viereck kann immer in zwei Dreiecke als Ohren aufgeteilt werden. Sei nun ein Polygon mit Ecken und konvexer Eckpunkt. Ein solcher Eckpunkt ist immer vorhanden. Seien und die benachbarten Punkte. Nun sind zwei Fälle zu unterscheiden: Entweder ist ein Ohr oder an gibt es kein Ohr.
Auch in diesem Fall besitzt wiederum mindestens zwei Ohren. Es kann vorkommen, dass oder Dreiecke und somit Ohren sind. Ansonsten folgt per Induktion, dass und mindestens zwei Ohren haben. Das aus und zusammengesetzte Polygon hat somit auch mindestens zwei Ohren.
Beweis:Das Zwei-Ohren-Theorem liefert eine Methode, um eine Triangulation von
zu finden. Dazu werden Ohren im Polygon gesucht und
anschließend entfernt, so dass ein kleineres Polygon entsteht. Die
dabei eingefügten Kanten sind die Diagonalen der gesuchten
Triangulation.
Beweis:Auch hier liefert das Zwei-Ohren-Theorem die Vorarbeit zum
Beweis. Nach dem Entfernen eines Polygonenohres wird der
verbleibende Triangulationsgraph des Polygons induktiv mit 3 Farben
koloriert. Fügt man die entfernte Ecke wieder hinzu, bekommt sie eine
Farbe, die nicht auf der Diagonalen verwendet wurde.